Von einer utopischen, christlichen Welt zu einer dystopischen Welt der Verschwörungstheorien
 
Das Gemälde El Inferno gehört zu einer Reihe von Bildern, die vom Christentum inspiriert wurden. Der Künstler bekräftigt, dass seine Werke nur Verstärkungen von etwas sind, und keine Botschaften als solche.

Wir denken in dem Gemälde über eine fiktive, düstere Welt nach, die von einer totalitären Regierung beherrscht wird. Die Bibelstelle über den Turmbau von Babel wird oft als Kritik an der Entwicklung neuer Technologien verstanden, mittels derer versucht wird, Gott zu überflügeln oder gar zu ersetzen.

Aber was, wenn die Geschichte des Turmbaus von Babel tatsächlich eine Kritik oder Anklage gegen politischen Imperialismus und eine Weltregierung ist? Was, wenn er als Protest gegen den systematischen Angriff zu verstehen ist, wie zum Beispiel durch Sklaverei - ein Angriff gegen die Grundlagen der Gerechtigkeit?

Was dort beschrieben wird, ähnelt dem, was später im „Exodus“ ausführlicher erzählt wird – über das ägyptische Imperium. Dieses Reich nutzte Sklavenarbeit, um Ziegel herzustellen und monumentale Bauwerke wie die Pyramiden zu errichten. Was folgt ist die Befreiung der Sklaven durch den Eingriff Gottes.

Die unterdrückten Völker wurden über die ganze Erde verteilt. Sie wurden aus dem Einflussbereich und der Kontrolle durch ein sklaventreibendes Reich herausgerissen.
Wenn also eine Weltregierung eine Verschwörung der politischen Elite wäre, um letztlich die Menschheit zu beherrschen und zu versklaven, dann könnte die Geschichte des Turmbaus zu Babel auch heute noch als Kritik an diesem politischen Projekt gesehen werden. Es geht um den Aufbau eines weltumspannenden Staates, aus dem niemand entkommen kann, weil er die ganze Welt umfasst. Eine erschreckende Vorstellung.

Laut der Bibelstelle in Genesis 11,1-9 gibt die Menschheit ihre Unterschiede auf. Sie vereint sich, um eine gemeinsame Sprache zu sprechen. Indem sie eine gemeinsame Sprache spricht, lehnt sie sich gegen Gottes Autorität auf. Sie baut einen Turm, der den Himmel erreichen soll. Deshalb muss Gott diesen Turm zerstören und die Menschheit über verschiedene Regionen des Planeten verteilen.

So sollen sie sich nicht wieder vereinen und ihre Kräfte nicht erneut gegen Gott richten. Aber es gefiel Gott nicht, dass so viele Menschen sich an einem Ort versammelten. Er wollte, dass die Menschen sich ausbreiten und in verschiedenen Teilen der Welt leben, um sich zu vermehren.

Die Errichtung des Turms von Babel endete mit einer Machtdemonstration Gottes. Der Herr verwirrte die Sprachen der Menschen, so dass sie nicht mehr effektiv kommunizieren konnten. Die Folge war, dass sie den Bau des Turms nicht beenden konnten. Infolgedessen wurden die Menschen über die Erde verstreut auf alle Kontinente. Die Zerstörung dieses weltweiten Staates sollte die Gesellschaften in sehr dezentralisierte und unterschiedliche politische Einheiten aufteilen, jede mit ihrer eigenen Kultur oder zumindest ihren eigenen politischen Regeln.

dot.gif
dot.gif